Ramses war ein pflichtbewusster und strenger Aufseher. Die Vorgaben des Königs waren ihm heilig und immer erfüllten er und seine ihm zugeordneten Arbeiter das Soll. So entstanden unter seiner Aufsicht viele Bauwerke, welche den seinerzeit gängigen Idealen der königlichen Architekten entsprachen. Von seinem Vater hatte er gelernt, dass er autoritär und sogar furchteinflößend auftreten musste, um von den Arbeitern akzeptiert und geachtet zu werden. So drohte er mit drakonischen Strafen, falls die vorgegebenen Ziele nicht erreicht werden sollten. Die Arbeiter trauten sich aus Angst vor seiner unnachgiebigen Härte nicht, ihn offen zu kritisieren. Wenn er ihnen aber den Rücken zudrehte, klagten sie gemeinsam über ihr Schicksal.

Eines Tages erhielt Ramses die Nachricht vom Tode seines Vaters. Um zur Beerdigung in seine Heimat reisen zu können, übergab er die Aufsicht an den erfahrensten Vorarbeiter. In seinem Kummer versäumte er jedoch, ihm die genauen Anweisungen der königlichen Bauherren mitzuteilen.

Als Ramses nach einer Woche zurückkehrte, rieb er sich verwundert die Augen. Obwohl es bereits dämmerte, waren die Arbeiter immer noch da, sie sangen sogar und wirkten sehr fröhlich. Stolz zeigte einer auf ein wunderschönes Bauwerk, das aus dem Nichts entstanden zu sein schien. Ramses wollte von seinem Vorarbeiter wissen, was er gemacht habe.

Dieser entgegnete lächelnd: »Ich habe ihnen gesagt: Macht, was ihr wollt!«